Um Dich im Referendariat effektiv auf Dein zweites juristisches Staatsexamen vorzubereiten, brauchst Du einen Lernplan. Dein Lernplan hilft Dir, Deinen Lernalltag zu strukturieren und Dich langfristig zum Lernen zu motivieren. Außerdem stellst Du mit einem guten Lernplan sicher, dass Du die richtigen Schwerpunkte setzt, Dich nicht verzettelst, aber auch nichts Wichtiges vergisst.

Ich empfehle sogar, dass Du immer zwei Lernpläne gleichzeitig führst. Einen kurzfristigen und einen langfristigen.

Wir werden uns gleich anschauen, wie Du diese Lernpläne geschickt anlegst. Aber bevor wir zu sehr in die Details gehen, möchte ich ein grundsätzliches Anliegen loswerden: Bitte erstelle Deinen Lernplan selbst!

Warum Du Deinen Lernplan selbst erstellen solltest

Auf den ersten Blick ist es verlockend, sich einen Lernplan von der Stange zu holen und ihm blind zu folgen. Mal abgesehen davon, dass es für das zweite Examen kaum vorgefertigte Lernpläne gibt, würde ich Dir davon aber dringend abraten.

Erstens kannst Du Dir bei vorgefertigten Lernplänen nie sicher über die Qualität sein. Für das erste Examen schwirren eine Menge von Plänen im Internet herum, die teilweise wirklich schlecht sind. Solltest Du für das zweite Examen einen vorgefertigten Lernplan für Dein Bundesland finden, heißt das genauso wenig, dass er gut und verlässlich ist.

Zweitens ist ein Lernplan eine höchstpersönliche Sache. Natürlich bist Du unsicher, wie lange Du brauchst, um ein bestimmtes Thema zu lernen. Das Ding ist aber: Dein Repetitor (oder wer auch immer sonst den Lernplan erstellt) weiß es auch nicht! Das hängt total von Deinen Vorkenntnissen auf dem Gebiet ab und davon wie schnell Du insgesamt lernst.

Darauf weist Prof. Oechsler (S.4) zu Recht schon für das erste Examen hin, es gilt für das zweite Staatsexamen aber noch viel mehr.

Gerade für die Vorbereitung auf das 2. Examen bringt jeder völlig unterschiedliche Vorkenntnisse mit.

Der eine war für das erste Examen mega fit im materiellen Recht, hat dafür aber im Prozessrecht eher auf Lücke gesetzt. Ein anderer war im ersten Examen vielleicht insgesamt nicht so stark, kennt sich aber im Strafrecht extrem gut aus.

Manche haben zwischenzeitlich promoviert oder einen LL.M. gemacht und deshalb schon einiges wieder vergessen. Manche Referendare haben gute AGs und haben dort schon einiges über Prozessrecht gelernt. Viele hingegen nicht. Manche haben zu Beginn des Referendariats schon Kaiserseminare besucht und andere nicht.

Manche haben in den Stationen viele Urteile und Anklagen geschrieben. Ich habe in der Staatsanwaltsstation eine Anklage nach der anderen entworfen. Natürlich musste ich die Formalia der Anklage dann nicht mehr so intensiv üben wie andere.

Die Konsequenz: Jeder Referendar braucht einen anderen Lernplan. Jeder muss andere Schwerpunkte setzen.

Deshalb: Benutze gerne vorgefertigte Lernpläne als Anregung. Aber im Ergebnis solltest Du einen individuell auf Dich und Deine Bedürfnisse zugeschnittenen Plan entwerfen. Wenn Du ihn später anpassen musst, weil Deine Zeiteinschätzungen nicht stimmen, dann macht das nichts. Das wirst Du sowieso tun müssen, auch wenn Du einen Plan von der Stange nimmst.

Wie Du Dir Deinen Lernplan für das zweite Staatsexamen entwirfst

Am Anfang habe ich schon kurz erwähnt, dass Du einen langfristigen und einen kurzfristigen Lernplan haben solltest. Der langfristige geht bis zum Examen und gliedert sich in Wochen oder Monate. Der kurzfristige Plan regelt immer die nächste Woche und gliedert sich in Tage. Eine Ausnahme gilt für den letzten Monat. Da solltest Du nur noch tageweise planen, dazu kommen wir später noch.

  • Wie strukturierst Du Dein Referendariat sinnvoll, um Stationen, AGs und Examensvorbereitung unter einen Hut zu bekommen?
  • Wie analysierst und verbesserst Du Deine Assessorklausuren?
  • Wie beeindruckst Du in der Anwaltsstation mit herausragenden Schriftsätzen?
Das und mehr lernst Du in meinen kostenlosen Ref-Hacks.

1. Langfristiger Lernplan

Zuerst musst Du natürlich den langfristigen Plan entwerfen. Dazu brauchst Du zwei Dinge:

  • Sämtliche Kaiserskripte (gerne auch in der Buchhandlung oder Bibliothek, dann musst Dich nicht gleich alle kaufen)
  • die Prüfungsordnung Deines Bundeslandes.

So gehst Du vor

Du kannst den Plan wochengenau oder monatsgenau erstellen. Ich empfehle für die Zeiten, in denen Du Dich mehr oder weniger ausschließlich der Examensvorbereitung widmen kannst, eine wochengenaue Planung. In den restlichen Zeiten würde ich eher nur monatsgenau planen. Stationsarbeit und AGs wirbeln Deine Planung einfach zu oft durcheinander, so dass eine langfristige wochengenaue Planung für diese Zeiten schwierig ist.

Schreibe Dir also für jeden Monat bzw. jede Woche stichpunktartig auf, welche Themen Du in diesem Zeitraum lernen willst. Weitere Details wie Lernmaterialien, Übungsklausuren, konkrete Lernzeiten etc. brauchst Du hier nicht zu notieren. Dazu sind Deine Wochenpläne da, die Deine Lernplanung taggenau aufnehmen und die wir uns weiter unten anschauen.

Einen Überblick über die relevaten Themen findest Du am besten, indem Du die Inhaltsverzeichnisse der Kaiserskripte durchgehst.

Um eine Idee für die Zeiteinteilung zu bekommen, achte auf die Anzahl der Seiten, die das jeweilige Thema im Skript in Anspruch nimmt. Du kannst als Daumenregel davon ausgehen, dass Du längere Abschnitte auch länger lernen solltest. Denn die Kaisers beobachten regelmäßig die laufenden Examensinhalte und setzen in ihren Skripten bei den Themen Schwerpunkte, die besonders oft dran kommen.

Allerdings gilt das nur innerhalb des jeweiligen Skripts, nicht skriptübergreifend. Die Skripten sind von unterschiedlichen Autoren und manche einfach ausführlicher als andere. Das Kaiserskript zur Zwangsvollstreckung ist z.B. sehr kurz, braucht aber trotzdem viel Zeit, weil es stark komprimiert ist.

Außerdem musst Du, wie gesagt, bei der Zeiteinteilung Deine individuellen Vorkenntnisse berücksichtigen.

Länderspezifische Inhalte

Es kann sein, dass die Kaiserskripten bestimmte in Deinem Bundesland relevante Inhalte nicht abdecken. Der Klassiker ist das öffentliche Landesrecht.

Checke deshalb unbedingt Deine Prüfungsordnung auf weitere relevante Themen und ergänze sie zu Deinem Plan, soweit erforderlich (besonders groß sind die „Eigenheiten“ in Bayern – hier bekommst Du aber tendenziell auch vom Land eine bessere Ausbildung und Orientierung).

Oft sind die Prüfungsordnungen allerdings recht vage. Wenn Du noch genauere Infos haben willst, was Dein konkretes Prüfungsamt in der Praxis in den letzten Jahren abgefragt hat, solltest Du am besten mit einem Repetitor sprechen, der sich lokal in Deinem Bundesland auskennt und dort die Examensthemen regelmäßig verfolgt.

Zusammenspiel von Lernplan und AGs

Oft fragen mich Referendare, inwieweit sich der Lernplan und auch die Übungsklausuren, die sie schreiben, an den AG-Inhalten orientieren sollten.

Dazu habe ich eine klare Antwort: Richte Deinen Lernplan bloß nicht zwanghaft an den AG-Themen aus! Diese sind nicht immer sinnvoll angeordnet (mit klaren Worten insoweit die Hemmer-Lerntipps für das 2. Examen in Bayern, S.3).

Es schadet auch überhaupt nichts, wenn Du privat ein anderes Thema lernst als gerade in der AG durchgenommen wird. Im Gegenteil, dieses von Psychologen als interleaved learning bezeichnete Vorgehen kann immer mehr Studien zufolge sogar besonders effektiv sein.

Planung von Wiederholungen

Dein Lernplan muss Wiederholungen vorsehen. Idealerweise in immer größer werdenden Abständen, aber wir wissen beide, dass Du keine Zeit hast, alle Lerninhalte zig Mal zu wiederholen. Bei den wichtigsten Dingen solltest Du das tun, aber mindestens eine Wiederholung muss bei allem drinnen sein. Wenn das nicht geht, dann lerne lieber weniger Details.

Wichtig beim Wiederholen ist, dass Du den Stoff nicht einfach ein zweites Mal liest. Das bringt wenig. Wie Du auf Basis aktueller psychologischer Forschung effektiv wiederholst, erkläre ich in den Ref-Hacks (kostenlos).

2. Wochenlernplan

Wenn Dein langfristiger Lernplan steht, solltest Du Dich an einen detaillierteren Plan für die nächste Woche machen. Am Ende der nächsten Woche machst Du dann einen Plan für die darauffolgende Woche und so weiter.

Inhalt Deines Wochenlernplanes

Anders als bei Deinem langfristigen Lernplan schreibst Du in Deinen Wochenlernplan nicht nur die Lernthemen, sondern auch konkrete Aktivitäten zum Erarbeiten dieser Themen und ein konkretes Zeitfenster für die jeweilige Aktivität. Zum Beispiel:

Montag Vormittag: Thema XY mit Kaiserskript ZPO 1 wiederholen 

 

Montag Nachmittag: Übungsklausur ZPO schreiben

Welche konkreten Lernmaterialien ich für Referendare empfehle, und wie Du sie richtig einsetzt, habe ich hier beschrieben.

Planung von Übungsklausuren

Deine Lernplanung sollte zu jedem erarbeiteten Thema immer das zeitnahe Durchlösen und auch Schreiben von Übungsklausuren zu genau diesem Thema vorsehen. So bringst Du das Gelernte besser ins Langzeitgedächtnis.

Wenn in der AG aber gerade Klausuren drankommen, die nicht zu Deinem Lernplan passen, schreib diese trotzdem mit. Stichwort „interleaved learning“, siehe oben.

Du solltest außerdem darauf achten, dass Du alle in Deinem Bundesland relevanten Klausurtypen so oft übst wie Du es brauchst. In den Klausurenkursen der Länder sind leider oft einige Klausurtypen über- und andere unterrepräsentiert.

Damit Du den Überblick behälst, habe ich einen Übungsklausurenplaner für Referendare entwickelt. Damit kannst Du Dir konkrete Ziele setzen, wie viele Übungsklausuren Du von jedem Typ schreiben willst und behälst immer im Blick, wie Dein Status ist. Den Übungsklausurenplaner bekommst Du kostenlos als Abonnent der (selbst auch kostenlosen) Ref-Hacks.

Übungsklausurenplaner zweites Staatsexamen
Der Übungsklausurenplaner aus den Ref-Hacks

Allerdings ist es auch nicht unbedingt sinnvoll, von jedem Klausurentyp gleich viele Klausuren zu schreiben. Manche Klausurentypen erfordern mehr Übung als andere. Ich habe deshalb die Kaisers gefragt, wie viele Übungsklausuren von welchem Klausurentyp sie empfehlen würden.

Auch wenn Du die von den Kaisers empfohlene Gesamtzahl der Übungsklausuren vielleicht nicht schaffst, kannst Du Dir einen Eindruck des Zahlenverhältnisses der verschiedenen Klausurtypen zu einander verschaffen. Die Empfehlung der Kaisers zu den verschiedenen Klausurtypen findest Du hier.

Außerdem solltest Du nicht nur Übungsklausuren schreiben, sondern noch mehr Klausuren skizzenhaft durchlösen und dann mit der Lösungsskizze abgleichen (so auch Hemmer, S.4). Deshalb habe ich in den Übungsklausurenplaner der Ref-Hacks eine gesonderte Tabelle zum Tracken der nur skizzenhaft durchgelösten Klausuren eingebaut.

Pausen und freie Tage

Natürlich solltest Du auf jeden Fall Pausen und freie Tage einplanen. Allerdings solltest Du die Pausen nicht vor dem Smartphone und die freien Tage nicht ausschließlich auf der Couch verbringen.

Der bekannte Leistungspsychologe Jim Loehr (der unter anderem Pete Sampras, Monica Seles und FBI-Geiselbefreiungseinheiten betreut hat) spricht von vier verschiedenen Energiearten, auf die Du achten solltest.

Dieses Konzept schauen wir uns in unserem Examensritter Kurs gegen Examensangst und -stress genauer an. An dieser Stelle zusammenfassend: Versuche, Deine freien Tage abwechslungsreich zu gestalten. Rumhängen ist total okay, aber nicht als ausschließliche Erholungsbeschäftigung geeignet.

Im Examensritter Kurs geben wir auch ein konkretes Beispiel, wie man einen Wochenlernplan aufbauen könnte, um das Erarbeiten neuen Stoffes, die Anwendung innerhalb und außerhalb von Übungsklausuren und regelmäßige Wiederholungen gut in die Woche zu bekommen.

Soll ich Dich gratis Durch Referendariat und 2. Examen begleiten? Mache ich gerne! Melde Dich einfach für meine kostenlosen Ref-Hacks an.

Tausende Referendare haben schon teilgenommen. Bleib nicht außen vor. Mach es Dir leicht.

Planung des letzten Monats vor dem Examen

Besonders wichtig ist die Planung des letzten Monats vor dem Examen. Hier solltest Du von Beginn des letzten Monats den gesamten Monat taggenau durchplanen und darauf achten, die allerwichtigsten Aufbauschemata, Probleme etc. noch einmal zu wiederholen. So kannst Du sicher gehen, am Ende das Wichtigste noch einmal frisch in den Kopf bekommen zu haben.

Allerdings kann das taggenaue Planen eines ganzen Monats recht anstrengend sein. Richtig nervig wird es dann, wenn Du den Plan während des Monats anpassen musst (was immer passiert). Dann beginnt eine furchtbare Rechnerei, wie viel Zeit Du noch hast, wie viel schon verplant ist und wie viel Du noch zum Verplanen zur Verfügung hast.

Um das einfacher zu machen, schicke ich jedem Abonnenten der kostenlosen Ref-Hacks sechs Wochen vor dem Examen ein Planungstemplate für Excel , das automatisch die Zahl der schon verplanten und noch freien Tage bis zum Examen anzeigt und aktuell hält.

Der Planer für den letzten Monat vor dem Examen
Der Planer für den letzten Monat

Falls Du für die Ref-Hacks noch nicht angemeldet bist, kannst Du das hier kostenlos tun.

Schlusswort

Mit diesem Artikel und den weiterführenden Links hast Du alles, was Du brauchst, um Dir einen richtig guten Lernplan für Dein zweites Staatsexamen zu erstellen. Schieb das nicht auf die lange Bank. Entwerfe jetzt Deinen Lernplan und gehe mit gutem Gefühl auf Dein Examen zu!

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia. Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in der Großkanzlei und als Syndikus in einem DAX-Konzern gearbeitet. Heute ist er General Counsel in einem IoT Startup.

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