Sicher hast du auch schon gehört, dass viele Referendare irgendwann zu den Kaiserseminaren gehen. Nicht jeder hört alle, aber die meisten hören ein paar.
Wenn du Kaiserseminare besuchen willst, fragst du dich bestimmt, wann dafür der beste Zeitpunkt ist. Jedenfalls fragen die Teilnehmer der Juratopia Ref-Hacks mich das immer wieder.
Eine ganz klare Antwort darauf gibt es nicht. Es gibt aber verschiedene Varianten, die Referendare hauptsächlich praktizieren und die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Diese Varianten stelle ich dir hier vor.
Variante 1: Die Kaiserseminare ganz früh besuchen:
Einige, eher wenige, Referendare besuchen die Kaiserseminare schon von Beginn es Referendariats an. Das macht vor allem dann Sinn, wenn du dich alleine nur schwer zum Lernen motivieren kannst und du die Seminare später erneut hörst, um das Gelernte aufzufrischen.
Ein weiterer Vorteil neben der Motivationshilfe ist, dass du einen guten ersten Überblick über den Stoff bekommst, der im 2. Examen von dir verlangt wird. Das hilft dir bei deiner Lernplanung.
Beachte aber bitte, dass die Kaiserseminare als Crashkurse konzipiert sind und dir nur einen Überblick über die Schwerpunkte des verlangten Stoffes vermitteln. Natürlich lernst du an einem Wochenende nicht alles, was du zu einem Fach im Examen brauchst. Deshalb sind sie nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum selbstständigen Lernen bzw. einem normalen Repetitorium gedacht.
Diese Variante des ganz frühzeitigen Hörens kann durch das mehrfache Hören natürlich teuer werden, sie kann aber auch kostenlos sein. Die Kaiserseminare bieten nämlich an jedem Standort einer handvoll Referendaren die Möglichkeit, Kurshelfer zu werden.
Als Kurshelfer musst du früher da sein und länger bleiben. Dafür sitzt du aber kostenlos in den Seminaren und darfst auch nach Ende deiner Kurshelfertätigkeit bis zu deinem Examen alle Seminare kostenlos hören. Du könntest also theoretisch dein ganzes Referendariat lang jedes Wochenende zu Kaiser gehen – ohne einen Cent zu bezahlen.
Auf der Website der Kaiserseminare findest du zu diesem Angebot übrigens nichts. Du musst also eigeninitiativ nachfragen, ob Bedarf besteht.
Eine kostengünstige Version dieser Variante, bei der du auch nicht gleich Kurshelfer werden musst, ist, zunächst nur die materiell-rechtlichen Seminare zu hören. Diese bieten einen guten Einstieg in das Wiederholen des materiellen Rechts und zeigen dir außerdem, wo im 2. Examen im materiellen Recht die Schwerpunkte liegen. Diese Seminare kannst du dann kurz vor dem Examen zu einem vergünstigten Wiederholungshörertarif erneut hören.
Ein gewisser Nachteil dieser Variante ist, dass die Kaiserseminare als Crashkurse konzipiert sind und es dementsprechend flott vorangeht. Ganz zu Anfang des Referendariats wirst du in manchen Seminaren deshalb wahrscheinlich nicht alles verstehen.
Aber irgendwie muss man ja anfangen und den Großteil versteht man auch ohne Vorkenntnisse. 😉 Jedenfalls vor dem Zivilgerichtsseminar solltest du aber mit Begriffen wie „Klageänderung“ und „Erledigungserklärung“ etwas anfangen können, sonst wird es schwierig.
Variante 2: Die Kaiserseminare 1 gutes Jahr vor dem Examen besuchen:
Ich selbst habe ein gutes Jahr vor den Klausuren angefangen, Kaiserseminare zu besuchen. Dabei habe ich meistens das entsprechende Seminar zum Einstieg einer entsprechenden Lernphase genutzt. Das heißt, ich habe z.B. erst das Seminar „Zwangsvollstreckungsrecht“ gehört und anschließend mit Hilfe des Skriptes und mit Übungsklausuren stationsbegleitend Zwangsvollstreckungsrecht gelernt.
Je nach Arbeitsaufwand in der Station und Vorkenntnissen braucht man mehrere Wochen bis sogar Monate um ein Seminar richtig nachzubereiten. Ich würde bei dieser Vorgehensweise also immer ordentlich Abstand zwischen den Seminaren lassen. Die allerbesten Seminare kannst du – sofern sie dann schon länger her sind – kurz vor den Klausuren nochmal hören, wiederum zum vergünstigten Wiederholungshörertarif.
Tausende Referendare haben schon teilgenommen. Bleib nicht außen vor. Mach es Dir leicht.
Aber Achtung: Ich würde dir nicht empfehlen, erst ein Jahr vor den Klausuren überhaupt mit Lernen anzufangen. Vorkenntnisse sind in den Seminaren auch hilfreich, da die Themen dort crashkursartig sehr schnell durchgesprochen werden.
Diese Variante 2 ist damit quasi ein Kompromiss zwischen der ersten Variante und der dritten Variante, die ich jetzt schildere:
Variante 3: Die Kaiserseminare kurz vor dem Examen besuchen
Variante 3 ist sozusagen die „Profi-Variante“. Sie setzt konsequentes und selbstmotiviertes eigenes Lernen voraus. Bei ihr lernst du nämlich das gesamte Referendariat hindurch den Stoff selbst, bzw. mit deiner Lerngruppe, in den AGs und ggf. mit Hilfe eines wöchentlichen Präsenzrepetitoriums oder mit einem Online-Repetitorium. Wie du dich zum Lernen während des Refs motivierst, habe ich hier beschrieben. Natürlich hilft auch der kostenlose E-Mail Kurs von Juratopia sehr dabei.
Ca. 4 Monate vor dem Examen beginnst du dann mit den Kaiserseminaren und hörst eines nach dem anderen in recht kurzen Abständen hintereinander. Den Stoff solltest du dann allerdings in den Großteilen schon vorher gelernt haben, denn so kurz vor dem Examen können die Seminare dir nur noch als Wiederholung und zur punktuellen, examensaktuellen Vertiefung dienen!