Reizt Dich ein Jurastudium aber Du hast Angst, dass es für Dich zu schwer sein könnte? Oder einfach nicht das Richtige ist?

Dann habe ich eine gute Nachricht für Dich. Das Jurastudium ist lange nicht so schwer wie sein Ruf. Das gilt jedenfalls in intellektueller Hinsicht.

Schwierig wird ein Jurastudium eher durch die emotionale Komponente. Teilweise schlechte Vorlesungen im ersten Jahr, jahrelanges kontinuierliches Lernen und am Ende der Druck eines alles entscheidenden Klausurenmarathons, das sind für die meisten Jurastudenten die größten Herausforderungen.

Das Gute ist aber: Mit der richtigen Struktur und Herangehensweise lassen sich diese Herausforderungen relativ gut bewältigen.

Aber der Reihe nach. Lass uns zunächst anschauen, was ein Jurastudium Dir intellektuell abverlangt.

Intellektuelle Herausforderungen im Jurastudium

Traditionell gibt es zwei Lager: Die einen behaupten, für Jura müsse man einfach unglaublich viel auswendig lernen. Die anderen meinen, Jura erfordere eigentlich nur ein gutes Systemverständnis und logisches Denken. Jura sei „Mathe mit Worten“, also reine Logik, und auswendig lernen müsse man nichts.

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Im Vergleich zu Fächern wie Mathe oder Physik steht lernen auf jeden Fall viel mehr im Vordergrund als Verständnis und Logik. Im Vergleich zu Fächern wie Geschichte ist wiederum Logik und Verständnis der gesetzlichen Systematiken wichtiger als bloßes Anhäufen von Wissen.

Ist Jura schwer zu verstehen?

Logik im Jurastudium

Anders ausgedrückt: Man muss sicher kein Mathegenie sein, um Jura gut zu können. Man muss es auch nicht mögen. Viele Juristen hassen Mathe. Wer in Mathe aber richtig schlecht ist und einfach gar nichts versteht, wird in Jura möglicherweise auch Verständnisschwierigkeiten haben. Denn die logischen Strukturen weisen doch eine gewisse Ähnlichkeit auf.

Du hast in Jura zum Beispiel oft gesetzliche Anforderungen nach dem Schema „Wenn A, B und C wahr sind und D nicht wahr ist, dann gilt Z.“

Dann stellst Du aber fest, dass Du nicht unmittelbar weißt ob A wahr ist. Im Studium lernst Du, dass A wahr ist, wenn E und F unwahr sind und G wahr ist.

Also gilt Z, wenn E und F unwahr sind, G wahr ist, B und C wahr sind und D nicht wahr ist. In der Klausur würdest Du also nacheinander prüfen, ob E unwahr ist, dann ob F unwahr ist, dann ob G wahr ist, ob B wahr ist, ob C wahr ist und ob D nicht wahr ist. Im Ergebnis kannst Du dann sagen, ob Z gilt oder nicht.

Klar ist das beim Lesen mit den ganzen Buchstaben jetzt erstmal verwirrend. Im Jurastudium hantierst Du natürlich nicht mit Buchstaben, sondern mit rechtlichen Tatbeständen und Lebenssachverhalten. Z könnte also z.B. ein Schadensersatzanspruch sein.

Anstatt „ist A wahr?“ würdest Du Dich beispielsweise fragen: „Bestand zwischen den Parteien ein Vertragsverhältnis?“. Anstatt „ist B wahr?“ würdest Du fragen: „Hat der Beklagte eine Pflicht aus dem Vertragsverhältnis verletzt?“.

Aber die Logik bleibt die gleiche. Wenn es Dir also insgesamt große Schwierigkeiten macht, solche Gedankengänge nachzuvollziehen und eine Frage in ihre einzelnen Untervoraussetzungen herunterzubrechen, oder Dich das einfach total nervt, dann ist Jura wahrscheinlich nicht das Richtige für Dich.

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Muss man im Jurastudium viel auswendig lernen?

An dem obigen Beispiel siehst Du gleichzeitig auch, dass Du vieles einfach wissen musst. Im Gesetz steht zwar, dass Z gilt, wenn A, B und C wahr sind und D nicht wahr ist. Wann A, B und C wahr sind, steht aber oft nicht im Gesetz. Das haben Literatur und Rechtsprechung über Jahrzehnte oder Jahrhunderte entwickelt und Du musst es in der Klausur einfach wissen.

Diese Sachen musst Du Dir aber nur inhaltlich merken. Wort für Wort auswendig lernen musst Du im Jurastudium fast nichts. Erst Recht keine Gesetze, diese hast Du in den Klausuren vor Dir liegen!

Dennoch ist der Wissensaspekt nicht zu unterschätzen. Das ist nicht einmal eine überflüssige Schikane der juristischen Ausbildung. Auch ein guter Anwalt muss viel Wissen parat haben. Sonst weiß er gar nicht, worauf es ankommt und welche Fragen er zu recherchieren hat.

Vor diesem Berg an Wissen musst Du aber keine Angst haben. Mit kontinuierlichem Lernen und den richtigen Lerntaktiken bekommst Du das gut in den Griff. Die Leute, die daran scheitern, fangen meist erst kurz vor dem Staatsexamen an, ernsthaft zu lernen oder benutzen die falsche Lerntechnik.

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Wie schwer sind juristische Klausuren?

In den Klausuren bekommst Du Lebenssachverhalte vorgelegt, die Du rechtlich beurteilen musst. Ein einfaches Beispiel aus dem Bereich des Strafrechts wäre:

„Ernie und Bert moderieren eine Fernsehshow. Weil Ernie findet, dass Bert zu ernst ist, haut er ihm auf die Nase. Berts Nase fängt an zu bluten. 

 

Prüfen Sie die Strafbarkeit des Ernie.“

Natürlich wäre das für eine Klausur viel zu einfach, aber nur um Dir eine Idee zu geben.

Im Zivilrecht könnte ein einfaches Beispiel so aussehen:

„Ernie sagt zu Bert, er wolle ihm für 200 Euro sein Fahrrad verkaufen. Bert antwortet, dass er einverstanden ist. Ernie gibt Bert das Fahrrad und Bert gibt Ernie das Geld. Bert nimmt das Fahrrad mit nach Hause. 

 

Als Bert sich am nächsten Morgen auf das Fahrrad setzt, bricht es zusammen. Grund ist, dass der Rahmen vorher schon in der Mitte gebrochen war und Ernie es mit billigem Alleskleber provisorisch repariert hatte. Beim Sturz vom Fahrrad zerreißt Berts Hose, die er sich am Vortrag erst für 50 Euro gekauft hatte.

Welche Ansprüche hat Bert gegen Ernie?“

(Auch das wäre für eine Klausur viel zu leicht.)

Solche Sachverhalte können nur wenige Zeilen lang sein, können im zweiten Staatsexamen aber auch 30 Seiten erreichen. Du prüfst dann, aus welchen Paragraphen sich eine Strafbarkeit des Ernie oder Ansprüche des Bert ergeben könnten und arbeitest nach dem oben beschriebenen Prinzip die verschiedenen Voraussetzungen ab.

Wenn Du Dir mal anschauen willst wie das in der Praxis aussieht, kannst Du Dir hier eine zivilrechtliche Musterklausur für Anfänger mit Lösung anschauen. Der Sachverhalt befindet sich auf Seite 10 des PDFs, die Lösung beginnt auf Seite 26. Dazwischen sind für Dich jetzt eher weniger relevante abstrakte Rechtsausführungen. Natürlich wirst Du die Lösung ohne Vorkenntnisse nicht richtig verstehen, das ist völlig normal. Aber vielleicht bekommst Du schon einmal ein Gefühl dafür, was Dich erwartet.

Wahrscheinlich scheint das für Dich jetzt alles schwierig, weil Du es noch nicht kennst. Aber keine Angst, das lernst Du. Das Entscheidende ist, von Anfang an mit Fällen zu üben und Angebote zu Übungsklausuren wahrzunehmen.

Wichtig ist, sich am Anfang nicht unterkriegen lassen, wenn man mit den Klausuren zunächst nicht klarkommt. Das geht vielen so, weil diese Art der Fallbearbeitung für einen am Anfang des Studiums völlig neu ist.

Ich kenne viele absolute Spitzenjuristen, die in den ersten Semestern durch Klausuren geflogen sind. Einer Freundin von mir wurde im ersten oder zweiten Jahr sogar gesagt, sie sei „für Jura nicht geeignet“.  In beiden Staatsexamina gehörte sie dann zu den Landesbesten und arbeitet heute in einer der renommiertesten Kanzleien der Welt.

Juristische Klausurtechnik ist eine Fähigkeit, die man lernen muss, aber auch lernen kann. Mehr nicht.

Emotionale Herausforderungen des Jurastudiums

Schwieriger als die intellektuelle Komponente ist für die meisten die emotionale Komponente. Hier gibt es für Dich folgende Herausforderungen:

Disziplin: Du musst von Anfang an regelmäßig lernen

Durchhaltevermögen im Jurastudium

Man hört und liest vor allem von älteren Leuten immer wieder, im Jurastudium würde man ja eigentlich erst zum Staatsexamen richtig lernen. Falle darauf nicht herein. Der Stoffumfang des Studiums und Schwierigkeitsgrad in den Klausuren haben sich über die letzten Jahrzehnte massiv erhöht! Es mag vereinzelt noch Kandidaten geben, die erst im letzten Jahr richtig lernen und irgendwie mit ganz viel Stress noch ein vernünftiges Examen schaffen, aber ein verlässliches Konzept ist das nicht.

Das heißt auch nicht, dass man von Studienanfang bis zum Examen keine Freizeit hat. Aber man sollte eben am Ball bleiben und das Studium wie einen Job mit regelmäßigen Arbeitszeiten behandeln.

Vielen fällt das schwer. Das Examen scheint am Anfang noch weit weg und es reicht ja, wenn man irgendwie durchkommt. Andere wiederum schieben von Anfang an totale Panik und verbringen Nächte und Wochenenden in der Bib. Das ist auch wieder übertrieben und nicht unbedingt zielführend.

Ein Jurastudium ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Damit Du über Jahre hinweg kontinuierlich am Ball bleiben kannst, brauchst Du einen gut strukturierten Lernalltag und auch ausreichend Erholung und Freizeit. Behandle Dein Studium einfach wie einen Job mit regelmäßigen Arbeitszeiten, dann wirst Du es auch gut meistern.

Wie Du Dir eine motivierende Lernstruktur und Umgebung passt, lernst Du in meinem legendären Blogpost  „So macht Jura süchtig wie World of Warcraft“.

Viel Peitsche, wenig Zuckerbrot: Du brauchst Frustrationstoleranz

Jura studieren ist hart.

Wer Jura studiert, braucht eine hohe Frustrationstoleranz. In der Psychologie nennt man das Resilienz. Das geht schon beim Notensystem los.

Wer 4 von 18 Punkten hat, hat bestanden. Wer im Examen die halbe Punktzahl schafft, also 9 von 18, der hat ein „vollbefriedigend“. Das hört sich nicht doll an, ist für juristische Verhältnisse aber richtig gut. So gut, dass man sich die Arbeitgeber damit zumindest in der freien Wirtschaft fast aussuchen kann. (Für das Richteramt können je nach Standort auch noch höhere Anforderungen gelten).

Deine Noten werden also meistens nicht sehr tolle Namen tragen, wenn Du nicht gerade ein Ausnahmestudent bist. Es bleibt einem dann zur Motivation eigentlich nur, sich mit anderen zu vergleichen, die auch nicht besser sind.

Das verstärkt aber wiederum den unter Juristen ohnehin recht starken Wettbewerbsdruck.

Dazu kommt, dass viele Professoren und Kleingruppenleiter nicht unbedingt Motivationsgenies sind. So wird einem Studenten schonmal vorschnell gesagt, er sei für das Studium nicht geeignet (siehe oben) und auch unter (Übungs-)klausuren findet man teilweise wirklich unfreundliche Kommentare der Korrektoren. Selbst die kommerziellen Repetitoren glänzen hier eher mit Peitsche als mit Zuckerbrot.

Damit muss man umgehen können und trotzdem stoisch weitermachen.

Sind Zusammenfassen und Anmarkern Zeitverschwendung?

Welche Lerntechniken im Jurastudium wirklich funktionieren, erkläre ich Dir auf Basis wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse in meinem kostenlosen E-Mail Kurs.

Alles entscheidendes Staatsexamen ganz am Ende

Prüfungsangst ist im Jurastudium für viele ein großes Problem. Die Medien sind voll davon.

Das liegt vor allem an der Wichtigkeit der Noten für die juristische Karriere und an der Struktur der Staatsexamina.

Ganz am Ende des Studiums kommt das Staatsexamen. Du schreibst über zwei Wochen verteilt etliche 5-stündige Klausuren und hast ein paar Monate später eine mündliche Prüfung. Auf dem Arbeitsmarkt zählt dann nur die Examensnote. Alle Deine Leistungen während des Studiums sind völlig egal. Selbst den universitären Studienschwerpunkt berücksichtigen Arbeitgeber inzwischen meistens nicht mehr, obwohl er offiziell Teil des Examens ist.

Eine ähnliche Prozedur gibt es dann noch einmal am Ende des Referendariats.

Nimmt man dazu, dass der juristische Arbeitsmarkt von Bewerbern überflutet wird und juristische Arbeitgeber auch nach Jahren Berufserfahrung noch viel Wert auf die Examensnote legen, dann ist klar, dass viele vor den Examina Angst haben.

Nun ist Aufregung vor Klausuren nicht per se schlimm. Auch in anderen Fächern gibt es Notendruck und Klausuren und Adrenalin kann auch leistungssteigernd wirken.

Ein Problem wird die Angst, wenn die Studenten sich in Vermeidungsstrategien flüchten und entweder nicht lernen, panisch sinnlose Details auswendig lernen oder keine Übungsklausuren schreiben.

Manche wirtschaften ihre Körper durch ihr konstant hohes Stress Level auch so runter, dass sie im Examen keine gute Leistung mehr bringen können.

Andere schlafen vor den Klausuren zu wenig und können dann unausgeschlafen unter der Anstrengung mehrerer fünfstündiger Klausuren Ihre Konzentration nicht halten. Wieder andere haben in den Klausuren oder in der mündlichen Prüfung große Angst oder gar Blackouts.

Es kommt auf die Herangehensweise an

Wenn Du weißt, dass Du zu starker Prüfungsangst neigst, solltest Du dir deshalb zumindest der Tatsache bewusst sein, dass das im Jurastudium zum Problem werden kann. Eventuell kann es sinnvoll sein, Dich psychologisch coachen zu lassen.

In jedem Fall solltest Du den größten Stress vermeiden, indem Du von Anfang an richtig lernst. Umso besser Du durch langfristig angelegtes methodisch richtiges Lernen vorbereitet bist, desto weniger wirst Du Dich gestresst fühlen.

Als weitere Hilfestellung habe ich ein spezielles Anti-Stress-Training für Juristen als Online-Kurs entwickelt, das Jurastudenten unterstützt, mit dem Druck besser zurechtzukommen. Das Training richtet sich in erster Linie an Examenskandidaten, weil bei diesen der Leidensdruck oft am höchsten ist. Aber es gilt: Je früher Du Dir diese Stressmanagement Kompetenzen zulegst, desto besser. Gerade frühe Semester haben dadurch die Chance, sich Anti-Stress Techniken frühzeitig anzutrainieren und gelassen und erfolgreich durch ihr Jurastudium zu gehen.

Fazit: Erfolgsfaktoren im Jurastudium

Intellektuell ist ein Jurastudium wahrscheinlich nicht zu schwer für Dich. Die Herausforderungen liegen eher auf der emotionalen Ebene. Wenn Du ein Jurastudium emotional meistern willst, darfst Du Dir nicht selbst im Weg stehen.

Dazu brauchst Du einen gut strukturierten Lernalltag, der Dich von Anfang an zum regelmäßigen Lernen motiviert, eine hohe Frustrationstoleranz und die Fähigkeit dem Druck des Jurastudiums standzuhalten.

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia.

Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in der Großkanzlei und als Syndikus in einem DAX-Konzern gearbeitet. Heute ist er General Counsel in einem IoT Startup.

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