Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie Einstiegsfragen zum Referendariat.

Sicher hast Du auch schon von der Praxis des Tauchens im Rechtsreferendariat gehört. Tauchen heißt, dass Referendare einen gewissen Zeitraum des Examens nicht mehr für ihre Stationen arbeiten, sondern sich ausschließlich auf das Examen vorbereiten.

In der Anwaltsstation wird das meist so gehandhabt, dass Referendare die ersten Monate vier Tage die Woche arbeiten und die Monate vor dem Examen gar nicht mehr. Einige Referendare absolvieren zusätzlich Stationen bei bestimmten Behörden, bei denen sie kaum arbeiten müssen.

In diesem Artikel erfährst Du kurz und knapp, was für Tauchzeiten bei Referendaren üblich sind. Außerdem werde ich mit ein paar Mythen aufräumen, die zum Thema Tauchen im Referendariat immer noch umhergeistern.

Zunächst möchte ich aber betonen, dass Tauchen jedenfalls von einigen Behörden grundsätzlich nicht gestattet wird. Bitte verstehe die Informationen in diesem Artikel also nicht als Empfehlung zum Tauchen, sondern nur als abstrakte Informationen.

Nur zu Informationszwecken also die wichtigsten Fakten zum Tauchen von Referendaren:

  • Fast alle Referendare tauchen. Tauchzeiten variieren zwischen drei und zehn Monaten, wobei drei Monate extrem wenig und zehn Monate extrem viel sind. Zehn Monate werden durch die geschickte Kombination verschiedener besonders arbeitsarmer Stationen erreicht. Die meisten Referendare tauchen wohl ca. vier bis fünfeinhalb Monate.
  • Referendare, die nicht tauchen, haben in der letzten Zeit vor dem Examen weniger Lernzeit als andere. Die letzte Zeit vor dem Examen ist die effektivste, weil der in dieser Zeit gelernte Stoff am frischsten im Kopf ist. Ob und wie lange man taucht wird sich deshalb höchstwahrscheinlich auf die Examensnote auswirken.
  • Im Internet liest man teilweise von Anwälten, dass sie Wert auf Praxiserfahrung legen und gute Kandidaten nicht tauchen lassen. Diese hätten dann auch ohne gute Note eine gute Chance, in der Kanzlei übernommen zu werden.

    Wenn man auf so eine Aussage vertraut, macht man sich von der Kanzlei abhängig. Wenn man eine gute Note im Examen schreibt, hat man ohnehin die Wahl. Mit einer schlechten Note entscheidet der Kanzleipartner über die weitere Karriere erheblich mit.

  • Teilweise liest und hört man, man würde in der Stationsarbeit ja auch juristische Arbeit machen und damit für die Examina lernen. Das zweite Staatsexamen sei ja schließlich ein Praxisexamen.

    Das ist eine, um es in Korrektorensprache auszudrücken, unvertretbare Auffassung. Natürlich lernt man in den Stationen je nach Station auch mal Dinge, die im Examen helfen. Die Effektivität ist aber viel niedriger als bei einer richtigen Examensvorbereitung.

    Gerade in der Anwaltsstation, die in der Regel vor den Klausuren kommt, ist der Arbeitsalltag in aller Regel sehr weit vom Examen entfernt. Stationsarbeit kann auf keinen Fall eine richtige Examensvorbereitung ersetzen. Wie Du Dich auf das zweite Staatsexamen effektiv vorbereitest, bringe ich Dir in meinen kostenlosen Ref-Hacks bei.

  • Mir persönlich ist kein Fall bekannt, indem Tauchen für Referendare zu irgendwelchen Schwierigkeiten geführt hätte.
  • Der guten Ordnung halber möchte ich dennoch noch einmal betonen, dass jedenfalls einige Behörden tauchen nicht gestatten und ich deshalb nicht dazu raten kann.
Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie Einstiegsfragen zum Referendariat.

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia.

Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in der Großkanzlei und als Syndikus in einem DAX-Konzern gearbeitet. Heute ist er General Counsel in einem IoT Startup.

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