Du hast das erste Examen hinter Dir und wartest auf den Beginn des Rechtsreferendariats. Wie kannst du Dich in dieser Zeit bestmöglich auf das Referendariat vorbereiten?

Nun, da gibt es in der Tat einiges, das Du tun kannst. In diesem Beitrag habe ich es für Dich zusammengefasst:

Referendariatsstationen planen und jetzt schon bewerben

Die beliebtesten Referendariatsstationen sind oft schon Jahre im Voraus ausgebucht. Das heißt, dass Du Dich dafür bewerben musst, bevor Du mit dem Referendariat überhaupt begonnen hast. Absurd aber wahr.

Was für Stationen sind das?

Zum einen sind das diejenigen wenigen Verwaltungsstationen, in denen Du kaum arbeiten musst. Diese Stationen sind effektiv Tauchstationen zur Examensvorbereitung und deshalb extrem beliebt. Wer sich hier erst während des Referendariats bewirbt, hat in der Regel keine Chance mehr.

Welche Stationen das sind, hängt vom Bundesland ab. Am besten erkundigst Du Dich bei älteren Referendaren nach solchen Stationen und bewirbst Dich spätestens gestern, also so schnell wie möglich.

Auch die guten Stationen in der Privatwirtschaft sind oft schon lange im Voraus vergeben. Ich habe mich damals im Referendariat arglos für eine ganz bestimmte Stelle bei einem DAX-Konzern beworben, nur um zu erfahren, dass diese Station in der Regel ca. 2 Jahre im Voraus vergeben wird. Ich war also viel zu spät dran. Der Konzern hat mir dann zwar andere Stellen angeboten. Das hat mir aber auch nicht geholfen, weil ich eben gerade diese eine Stelle wollte.

Meine Message deshalb: Plane Deine Referendariatsstationen jetzt und dann bewirb Dich für die beliebten Stationen, bevor Dein Referendariat überhaupt angefangen hat.

Aber Achtung, jedenfalls für die Privatwirtschaft gilt: Wenn Du eine der besonders beliebten Stationen haben willst, reicht eine frühe Bewerbung nicht. Du musst auch entweder ein einer-von-tausend Staatsexamen haben oder eine herausragend gute Bewerbung.

Viele glauben das zuerst nicht, aber eine herausragende Bewerbung kann Examenspunkte ausgleichen. Ich selbst habe mich schon wiederholt gegen Bewerber mit deutlich besseren Examensnoten durchgesetzt, einfach weil meine Bewerbung besser war und eine gute (natürlich wahre) Story erzählt hat.

Wie Du eine Bewerbung ablieferst, die besser ist als die Bewerbungen anderer Juristen, lernst Du in einem kostenlosen Bewerbungskurs für Juristen, den ich zusammen mit Top-Bewerbungstrainer Sven Emmrich auf die Beine gestellt habe.

Jeder kann sich irgendwie bewerben. Aber man kann mit einer spektakulären Bewerbung eben auch richtig punkten und das können nur die Allerwenigsten.  Warum solltest Du denen die besten Stationen und später die besten Jobs überlassen? Wenn Du jetzt lernst, es besser zu machen als andere Juristen, findest Du nicht nur bessere Stationen, sondern später auch bessere Jobs.

Urlaub machen

Nach bestandenem ersten Examen, abgelegter Promotion oder abgeschlossenem LL.M. sind viele Juristen hochmotiviert, sich ins Referendariat zu stürzen. Aber da das Referendariat nicht jeden Monat beginnt und es teilweise Wartezeiten gibt, entstehen meistens einige Wochen, oft auch einige Monaten Lücke bis zum Beginn des Referendariats.

Der erste Impuls von Referendaren ist oft: Was kann ich in dieser Zeit lernen, um mich möglichst gut auf das Referendariat vorzubereiten?

Ich bremse diese Referendare als erstes. Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, zunächst die Batterien aufzuladen. Das Referendariat ist anstrengend. Fast jeder Referendar beschwert sich über die Doppelbelastung von Stationsarbeit und Examensvorbereitung. Oft kommen noch ineffektive AGs, ein Nebenjob oder ein Kind dazu.

Im Referendariat richtig Urlaub zu machen, ist nicht leicht. Immer steht das zweite Examen im Hintergrund und mit ihm das schlechte Gewissen. Müsste ich meinen Urlaub nicht zum Lernen nutzen?

Nimm Dir deshalb mindestens zwei Wochen, besser drei Wochen, Zeit, um richtig auszuspannen. Dann hast Du die Energie, die Du für das Referendariat brauchst. Gehe die nachfolgenden Schritte nur an, wenn nach Deinem Urlaub noch Zeit ist.

Prozessrecht lernen

Nach Deinem Urlaub kannst du anfangen, Prozessrecht zu lernen. Ich würde einen klaren Schwerpunkt auf Zivilprozessrecht legen, weil hier am meisten neuer Stoff dazu kommt und es im Examen insgesamt eine noch größere Rolle spielt als Strafprozessrecht oder Prozessrecht im öffentlichen Recht.

Gerade beim Zivilprozessrecht wirst Du zum Einstieg jemanden brauchen, der Dir die Hintergründe erklärt und Systemverständnis vermittelt. Deshalb würde ich hier vor dem Referendariat nicht mit einem komprimierten Skript einsteigen. Die Kaiserskripte zum Zivilprozessrecht sind z.B. sehr gut, setzen aber gewisse Vorkenntnisse voraus.

Ich selbst habe mir Zivilprozessrecht vor dem Referendariat mit Lecturio erschlossen.* Das fand ich sehr gut. Lecturio vermittelt ein gutes Systemverständnis, was das weitere Lernen und Wiederholen im Referendariat enorm erleichtert.

Eine Alternative oder Begleitung dazu wäre der Knörringer* oder der Anders/Gehle*. Der Knörringer ist komprimierter, der Anders/Gehle ausführlicher.

Materielles Recht wiederholen (aber Achtung, bitte nicht blind!)

Daneben kannst Du auch schon anfangen, das materielle Recht zu wiederholen. Wichtig ist aber, dass Du dazu nicht blind Deine Materialien oder Zusammenfassungen vom ersten Examen durchgehst.

Die Anforderungen an Deine materiellen Rechtskenntnisse sind im zweiten Examen andere als im ersten. Bevor Du Dich ins materiellrechtliche Getümmel stürzt, lies deshalb bitte meinen Artikel zum Lernen des Materiellen Rechts im Referendariat.

Effektiv lernen lernen, im Referendariat ist einiges anders

Generell werden viele Lerntechniken, die Du zum ersten Examen verwendet hast, im Referendariat wahrscheinlich nicht mehr reichen. Du hast wegen der Stationsarbeit einfach viel weniger Vorbereitungszeit und musst Dir deshalb in weniger Zeit und mit weniger Wiederholungsdurchläufen langfristiges Wissen aneignen und in der Anwendung lernen. Die AGs sind oft schlecht und vermitteln Dir weder das Wissen noch die Anwendung richtig.

In meinen (kostenlosen) Ref-Hacks zeige ich Dir deshalb als erstes, wie Du im Referendariat efffizient lernst.

Anti-Stress Techniken lernen (Du wirst sie brauchen)

Die meisten Referendare empfinden Referendariat und zweites Staatsexamen als extrem stressig. Zum einen ist das zweite Examen wichtiger und schwieriger als das erste. Zum anderen hat man mit der dauernden Parallelität von Stationsarbeit, (oft schlechten) AGs und eigener Examensvorbereitung zu kämpfen.

Viele plagen auch schon Zukunftssorgen, schließlich steht nach dem Referendariat der Jobeinstieg unmittelbar bevor.

Ich will das jetzt nicht übermäßig dramatisieren, die Presse ist ja ohnehin schon voll von Kritik an den juristischen Staatsexamina. Aber die Dreifachbelastung durch Stationen, Examensvorbereitung und bevorstehenden Berufseinstieg machen sich viele leider erst bewusst, wenn sie schon mitten drin stehen.

Ich bekomme von Referendaren regelmäßig E-Mails mit Sätzen wie diesen:

„Zudem habe ich nur noch wenig Zeit bis zum Examenstermin und die Angst es nicht zu schaffen wird immer größer“ 

„Als äußerst schwierig empfinde ich die Mischung aus Referendariat und Examensvorbereitung“

„ich weiß nicht woher ich die Kraft nehmen soll“

„Zum einen lähmt mich die Angst, nach dem Examen keinen Job zu finden oder das Examen gar nicht erst zu schaffen“

„ich […] Angst habe, keinen Anfang finde und jeden Tag arbeiten muss“

Das sind nur einige Ausschnitte aus Mails, die ich laufend bekomme. Das ist schade, denn das Referendariat kann wirklich eine tolle Zeit sein. Man kann verschiedene Berufe ausprobieren, lernt einen Haufen neuer Leute kennen und selbst die Examensvorbereitung kann Spaß machen.

Der Trick ist, konstruktive Gedanken zu Examen und Berufseinstieg zu kultivieren, effektive Entspannungtechniken einzusetzen, die richtigen Routinen zu entwickeln und den Stress positiv zur Motivation nutzen. Das können die Wenigsten aus heiterem Himmel, aber es lässt sich lernen.

Ich halte es deshalb für eine gute Idee, wenn Du Dir schon vor dem Referendariat effektive Stress-Management-Techniken aneignest. Diese helfen Dir durch das Referendariat und später im Job natürlich auch.

Dazu habe ich ein online Anti-Stress-Training für Juristen in der Examensvorbereitung entwickelt. Schaue es Dir einmal an. Es wird Dein Referendariat und zweites Examen leichter und besser machen.

Weiterführende Leseempfehlung

Weitere Tipps für Dein Referendariat bekommst Du in meinem kostenlosen E-Mail Kurs, den Ref-Hacks.

* Wenn ich beim Kauf über meinen Link eine kleine Umsatzbeteiligung bekomme, kennzeichne ich das mit einem Sternchen. Ich empfehle dir nur Materialien, die ich persönlich getestet habe und besonders gut finde. Der Preis der Produkte ändert sich dadurch für dich nicht. Für jede Materialie, die ich empfehle, gibt es mehrere, für deren Empfehlung ich ebenfalls eine Provision erhalten könnte, die ich jedoch nicht empfehle, einfach weil ich sie nicht für die Beste halte oder sie noch nicht selbst getestet habe.

Artikel verfasst von: 

Lucas Kleinschmitt

Lucas ist Volljurist und Gründer von Juratopia. Nach Studium an der Bucerius Law School und Referendariat in Hamburg hat er einige Jahre als Anwalt in der Großkanzlei und als Syndikus in einem DAX-Konzern gearbeitet. Heute ist er General Counsel in einem IoT Startup.

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